Januar - Februar 2013

Expedition Antarktis - Klare, kalte Luft und wunderschöne, weiße Aussichten. Lesen Sie den Reisebericht von Alexandra und Angelika. Mit Berge & Meer auf den Spuren von Roald Amundsen auf dem modernsten Expeditionsschiff der Welt - MS Fram von Hurtigruten.

Ihr Chronist

Als Chronistin freue ich mich, Ihnen über mein spannendes Abenteuer durch die Antarktis erzählen zu dürfen.

1. Tag: Von Frankfurt via Madrid nach Buenos Aires

Zeitiges Aufstehen - nichts für Langschläfer - um von Frankfurt via Madrid nach Buenos Aires zu kommen. Mit einer Zeitverschiebung von 4 Stunden erreichen wir abends Buenos Aires und fallen dann todmüde ins Bett, denn am nächsten Tag sind eine Stadtrundfahrt und ein Ausflug ins Tigre-Delta angesagt.

2. Tag: Highlights Buenos Aires und Tigre-Delta

Die Stadtbesichtigung beginnt mit dem Symbol der Stadt, dem Obelisken. Dieses riesige Monument wurde 1936 zum 400. Geburtstag der Stadt erbaut. Eine der vielen Besonderheiten der Stadt sind die zahlreichen wunderschönen Plätze, die aus der spanischen Kolonialzeit stammen. Vorbei an dem Plaza Mayo, dem Plaza San Martin und dem Plaza Congreso durchqueren wir die beeindruckenden Alleen Corrientes, Mayo und 9 de Julio sowie die Finanz- und Handelsviertel und unzählige Fußballstadien, in denen die Argentinier oft ihre Freizeit verbringen. Wir bewundern die Architektur der historischen Viertel La Boca, San Telmo und Montserrat, die eleganten Viertel Palermo und Recoleta. Hier befindet sich auf dem Friedhof die Gruft von Evita Peron und so manche Grabstätte kostet soviel, wie ein Einfamilienhaus. Den Vergleich mit italienischem Eis brauchen die Argentinier nicht zu scheuen, es schmeckt mindestens genauso köstlich. Danach genießen wir die Schönheit der Natur im Tigre-Delta, ein Wochenendgebiet, durchzogen mit Kanälen und Flüssen, halb so groß wie die Schweiz. Hier denkt man in anderen Dimensionen …Wir bestaunen die Herrenhäuser am Ufer des Rio de la Plata und genießen die Sonnenstrahlen auf Deck. Auf den Wasserstraßen begegnen uns luxuriöse Yachten, genauso wie Boot-Taxis oder der Maurer, der seine Utensilien auf dem Boot transportiert. Eingekauft wird hier auf schwimmenden Einzelhandelsläden. Abends ein saftiges Steak und dann schnell ins Bett - morgen soll unser Abenteuer Feuerland - Antarktis beginnen.

3. Tag: Nach Ushuaia buchen und in Iguazu landen - That`s Argentina

Früh und schnell gefrühstückt, zum nationalen Flughafen und einreihen in eine kilometerlange Schlange zum Flieger nach Ushuaia - ach Gott-sei-Dank, ein Teil der Schlange will nach Iguazú … Endlich sind wir an der Reihe und auf geht’s mit dem Zubringerbus zum Flieger. Wir denken uns noch nichts dabei, als ein paar mitreisende Franzosen, anderen Passgieren, die in einen anderen Flieger steigen, zuwinken. Schnell raus aus dem Bus (im Flieger ist freie Platzwahl) und rein in den Flieger. Einer der Fluggäste fragt den Steward, wohin der Flieger geht. Komische Frage ...!? Seltsam, dass dieser dann sagt nach Iguazu (Brasilien, zu den Wasserfällen) und die Frage für einen Scherz hält- seine Kollegin in einer stoischen Ruhe ein ''that`s Argentina'', murmelt. Also wieder raus aus dem Flieger, hinein in den Bus und schnell zum richtigen Flugzeug. Geschafft ... !!! Es kann losgehen. Nach 4 Stunden sind wir dann endlich in der südlichsten Stadt der Welt - Ushuaia. Nach dem auschecken werden wir mit einem Lunchpaket in die Busse verteilt und es geht auf eine erste Rundfahrt durch den Nationalpark Tierra del Fuego. Ein Naturtraum! Wir haben sogar das Glück einem endemischen Fuchs zu begegnen, der sich zu unseren Füchsen dadurch unterscheidet, dass er grauer und größer ist. Der Nationalpark, bestehend aus Flüssen, Gletschern, Wäldern und Gebirgsformationen (Anden) beherbergt einige der einzigartigsten und abgelegensten Pflanzen und Tiere. Eine große Vogel-Vielfalt, wie zum Beispiel den Riesensturmvogel, die Dampfschiff-Ente oder den Antarktis-Skua. Wir erfahren die Geschichte und Geheimnisse der Yaghan-Indianer, die sich unerschrocken und erfolgreich gegen die englischen Missionare gewehrt haben. Biberdämme und Biber sind all gegenwärtig, da diese hier keine natürlichen Feinde haben. Das ist also Fin del Mundo - das Ende der Welt! Hier endet auch die ''National Route 3'', die vom 3.063 Kilometer entfernten Buenos Aires bis hierher verläuft. Um 16:00 Uhr dann das Procedere des Einschiffens, Kabinenbelegung und Sicherheitsübung. Der Kapitän und seine Mannschaft stellen sich vor. Dann endlich Abendessen - leckere norwegische Küche, serviert von überaus freundlichem philippinischem Personal. Die MS Fram legt ab und fährt durch den malerischen Beagle-Kanal, Kurs auf die Drake-Passage und die Antarktis - die Welt ist noch in Ordnung! Nachts höre ich das eine oder andere seltsame Geräusch, die Aufklärung kommt am nächsten Morgen.

5. Tag: Geschafft - Half Moon Island

Das Gute-Laune-Barometer steigt. Die See hat sich beruhigt - der Magen auch - das Frühstück schmeckt. Gleich danach erhalten wir eine Einweisung über das Besteigen und Verhalten beim Anlanden mit den Polarcirkle-Booten sowie die Einteilung der Gruppen. Es dürfen max. 100 Personen gleichzeitig an Land (zum Schutze der Tierwelt). An Land werden vom Expeditionsteam ''Straßen'' abgesteckt, um die brütenden Pinguine nicht zu stören. Auf Half-Moon-Island brütet eine Zügelpinguinkolonie, deren Name von einer Zeichnung im Gesicht herrührt. Witzig, wie sie über das Eis und die Felsen watscheln, hüpfen, auf dem Bauch rutschen und dann elegant ins Wasser gleiten und um dann wieder wie Mini-Delfine aus dem Wasser zu springen. Die Pinguine bauen ihre Nester mit den, überall herumliegenden, Kieselsteinchen. Sie picken die Steinchen auf und so manches Männchen überzeugt damit seine Angebetete, der Richtige zu sein. Sogar eine regelrechte ''Steinchenprostitution'' soll es hier geben. Beim Beobachten der brütenden Pinguine sehen wir plötzlich, wie ein Skua (Raubmöwe) vom Himmel schießt und versucht, eines der Pinguinbabys zu schnappen. Die Eltern strecken beide ihre Schnäbel hoch und versuchen ihn abzuwehren. Immer wieder und wieder... Der Skua gibt nicht auf und plötzlich schnappen seine Krallen runter und greifen das Baby... Die Eltern realisieren den Verlust in der Regel erst nach 1 - 2 Tagen und trauern. Eventuell holen sie sich sogar bei den Nachbarn ein Baby und ''bebrüten'' es dann weiter. Am Strand sehen wir noch eine Leopardenrobbe und dann geht es zügig zum Schiff zurück. Abendessen - und um 23:00 Uhr sehen wir den ersten antarktischen Sonnenuntergang: Von sämtlichen Rosatönen bis hin zu einem orangerotem Feuerwerk - unglaublich, ich habe noch nie vorher etwas Vergleichbares gesehen. Wir können uns kaum trennen, aber die Sauna ruft....

6. Tag: Antarctic-Sund - Straße der Eisberge - Gefangen im Eis!

Der Antarctic-Sund liegt zwischen der Spitze der antarktischen Halbinsel und den Inseln D’Urville, Joinville und Dundee. Der Sund wurde nicht nach seiner Lage benannt, sondern nach dem schwedischen Schiff ''Antarctic'' der schwedischen Südpolar Expedition von Otto Nordenskjöld im Jahre 1903 unter dem legendären norwegischen Kapitän Carl Anton Larsen. Riesige Tafeleisberge von den Schelfeisen des Weddellmeeres werden durch den Weddellwirbel in den Sund gedrückt. Der Sund ist Expeditionsmannschaften auch als ''Straße der Eisberge'' bekannt und man kann Eisstücke in allen Größen und Formen finden. Die Durchfahrt durch den 48 Kilometer langen Sund ist oft nicht leicht, bietet aber die größte Ansammlung von Eisbergen auf unserer Reise. Das werden wir auch bald erfahren und zwingt uns zu einer Änderung der Route. Die geplante Anlandung auf Hope Bay und das eigentliche Ziel, die argentinische Forscherstation ''Esperanza'' ist eingeschlossen vom Eis und macht eine Anlandung unmöglich. Was ist nun mit unserem nächsten Ziel, Brown Bluff? Die Lösung naht in Form eines Protectorschiffes, der HMS A 137, die anbietet bis nach Brown Bluff vorauszufahren und den Weg zu räumen, da sie eine bessere Eisklasse besitzt als die MS Fram. Glück gehabt ... Brown-Bluff (braune Klippe) wurde treffend nach der Farbe des vulkanischen Gesteins benannt und liegt am Ufer des Antarctic Sundes, am Ende der Tabarin Halbinsel. Kurioserweise wurde die Tabarin Halbinsel nach einem Pariser Nachtclub benannt, den die britischen Forscher in den 40er Jahren gerne besuchten. Schneeverwehungen auf dem Gletscher und den Felsen zeugen von einem starken Schneesturm, der vor noch nicht allzu langer Zeit hier getobt haben muss. Eine Kolonie von Eselspinguinen und Adéliepinguinen (die Frau des Entdeckers D’Urville hieß Adélie, war klein und fett und gab somit durch ihre Ähnlichkeit diesen Pinguinen den Namen). ''Mutige'' erklimmen noch die Spitze des Gletschers, natürlich angeleint - Hurtigruten geht die Sicherheit über alles, sie überlassen nichts dem Zufall. Die anderen genießen die Pinguine, in dem sie sich ein ruhiges Plätzchen suchen und die besten Komödianten (Pinguine) der Natur bei der Arbeit beobachten. Dann wieder zurück zum Schiff. Zeit zum Abendessen. Wir folgen dem Protector in einiger Entfernung - immer wieder ist zu hören, dass die MS Fram das eine oder andere ''Eisstück'' zur Seite schiebt. Schon beim Nachtisch angelangt hören wir plötzlich ein heftiges Geräusch, sehen zum Tisch des Kapitäns und registrieren, dass er und seine anwesenden Offiziere sofort das Besteck niederlegen und zur Brück eilen. Wir natürlich hinterher auf das Panoramadeck ... Sehr beruhigend, der Protector ist noch vor uns, allerdings mit einem sehr großem Abstand. Der Wind pfeift uns um die Ohren, warm eingepackt, sind wir, wie schon die Tage davor, von dieser endlosen Weite, der außergewöhnlichen Natur fasziniert, bleiben einfach stehen und schauen. Merkwürdig, vor uns schieben sich die Eisplatten schon so dicht zusammen, dass ich gerade zu meiner Tochter sage: ''Bin gespannt, wie er da durch kommt'', als die Maschinen schon stoppen. Nach geraumer Zeit dreht dann die HMS A 137 um, fährt einen Halbkreis und macht uns eine Rinne frei. Wir filmen die ganze Aktion, die Besatzung des Protectors filmt uns. Aufregend! Nach einer Stunde sind wir frei und es kann weitergehen - glücklicherweise verringert der Kapitän den Abstand zur HMS A 137.... Wir konzentrieren uns auf das mitternächtliche Schauspiel am Himmel, den Sonnenuntergang. Spektakuläre Farbspiele von einem bläulichem rose bis hin zu einem feurigen orange-rot, das Meerwasser in ein pfirsichfarbenes rosa getaucht, betrachten wir das phantastische, unwirkliche Farbenspiel. Es ist unbeschreiblich und man kann die Schönheit nicht ermessen, wenn man es nicht selbst gesehen hat. Ein glückseliges Gefühl überströmt uns und wir gehen um 1:30 Uhr zurück zur Kabine, draußen ist es immer noch nicht dunkel ....

8. Tag: Cuverville Island und Almirante Brown

Der Errerakanal ist eine malerische, enge Wasserstraße zwischen der Ronge Insel und der Arctowski Halbinsel auf dem antarktischen Festland. Er wurde durch die Belgica Expedition entdeckt und nach Prof. Leo Errera von der Universität Brüssel benannt, einem Förderer der Expedition. Die Danco und Cuverville Inseln liegen im Errerakanal. Cuverville Island erreichen wir bei strahlendem Sonnenschein (auch hier nistet eine Eselspinguinkolonie). Ein Netzwerk von ''Pinguin-Autobahnen'' überzieht den Schnee. In den Klippen brüten Skuas und verteidigen aggressiv ihre Nester. Zeit fürs Mittagessen und zurück zum Schiff. In der Bucht lassen sich plötzlich Wale beobachten, leider nur die Rückenflossen. Sehnsüchtig warten alle darauf, endlich mehr von ihnen zu sehen... Dann auf dem Weg von Cuverville Island nach Almirante Brown haben wir endlich das Glück drei Buckelwale zu beobachten, das Ausblasen der Luft (Walblasen), das spielerische auf und ab und dann das Verabschieden, in dem sie ihre Schwanzflosse elegant heben um abzutauchen. Ein erhabener Moment - wir sind glücklich!!! Bei eisblauem Himmel, durch den Errerakanal erreichen wir das antarktische Festland und die Station ''Almirante Brown''. Drei Häuschen liegen erhöht am Ufer und werden wohl gerade gewartet. Die 5 Männer scheinen sich über unseren Besuch zu freuen und bedauern, als wir nach einer Stunde wieder die Insel verlassen. Packeis treibt schon wieder am Ufer und wir müssen an einem anderen Punkt die Polarcirkelboote besteigen. Die MS Fram nimmt Kurs auf den Lemaire-Kanal. 38 Passagiere werden hier auf Petermann Island an Land gehen, um in Thermoanzügen, in Zelten, nur mit Wodka, ohne Essen, die Nacht zu verbringen. Viel Spaß dabei. Wir beobachten sie lachend, wie sie ihre Zelte aufschlagen - inmitten von schnatternden Pinguinen - und freuen uns auf eine ruhige und kuschelige Nacht in unseren warmen Kabinen.
Und wieder haben wir das Gefühl, den schönsten Sonnenuntergang der Reise zu sehen - eine Superlative nach der anderen. Der Kanal ist voller Wale und wir gehen erst nachts um zwei, hundemüde, aber glücklich in unsere Kabine. Das Schiff ankert die Nacht über hier im Lemaire-Kanal. Der Lemaire-Kanal wurde zuerst 1873 von dem Deutschen Walfänger Eduard Dallmann gesichtet und erst 1898 von Adrien de Gerlache durchquert und kartiert. Er ist nach Charles Lemaire benannt, einem belgischen Landsmann, der den Kongo erforschte. Bei gutem Wetter ist dieser 11 km lange und 1.6 km breite Kanal wunderschön. Auf der einen Seite spiegeln sich die Felswände und Hängegletscher der Booth Island im ruhigen und klaren Wasser des Kanals, auf der anderen Seite die antarktische Halbinsel.

9. Tag: Lemaire-Kanal (65° 10’S64° 10’W) - Port Lockroy (64° 49’S60° 30’W)

Aufgrund der Eissituation müssen wir wegen eines anderen Schiffes am Morgen den Kanal räumen und können nicht an der geplanten Stelle auf Petermann Island anlanden. Die Fram macht die Durchfahrt frei und fährt ca. 2 Meilen weiter, wir gehen dort an Land. Die Fahrt durch den Lemaire Kanal ist eine Fahrt durch eine malerische Eislandschaft, wunderschöne eisige Skulpturen, ein Künstler hätte es nicht besser gestalten können. Aber trotzdem ist es eine Schönheit, die sich rasend schnell verändert. Bei Expeditionsmannschaften ist der Kanal auch als ''Kodakspalte'' bekannt, da die Kameras ununterbrochen klicken. Wussten Sie, dass die riesigen Tafeleisberge aus Süßwasser bestehen, jedoch das kleine Packeis gefrorenes Salzwasser ist? Während der Operation Tabarin im Jahr 1941 errichteten die Engländer zwei Stationen im Bereich der antarktischen Halbinsel, um ein Auge auf die Schiffsbewegungen des Feindes zu haben und um alte Treibstoffdepots zu zerstören. Sie wählten Port Lockroy als einen wichtigen Ankerplatz und nannten die Station ''Base A''. Das Gegenstück, die Station ''Base B'' wurde in Whalers Bay auf der Deception Insel, errichtet. Die Benennung war reichlich einfallslos. Anscheinend hatten die Briten ihre ganze Phantasie aufgebraucht, als sie die Operation Tabarin nach einem Pariser Nachtclub benannten. Seit der Renovierung durch den Heritage Trust (AHT) im Jahre 1996 wurde ''Base A'' auf Goudier Island bei Port Lockroy zu einer der meistbesuchten Stellen in der Antarktis. Heute kann man dort ein Museum besichtigen, in dem es noch aussieht, wie in den 50er Jahren. (In der Küche liegt ein Kochbuch, aufgeschlagene Seite: Toast mit Sealbrain) Außerdem gibt es einen Souvenirladen und eine Poststelle und natürlich wieder tausende brütende Pinguine. Zurück auf der Fram wird uns bewusst, das war die letzte Anlandung. Wir sind schockiert… Morgen geht es wieder zurück … Mit unvergesslichen Eindrücken und Erlebnissen im Herzen verlassen wir die Antarktis in Richtung Norden. Die Fahrt von der antarktischen Halbinsel bis zur südlichen Spitze Argentiniens beträgt etwa 950 km (600 Meilen) oder etwa ca. 40 Stunden Fahrzeit bei gutem Wetter. Diese 40 Stunden verbringen wir mit Besuchen auf der Brücke, weiteren Vorträgen der uns begleitenden Biologen, Dokufilme, wie z. B. Endurance - Verschollen im Eis über Sir Ernest Shackleton und dem Mythos Antarktis. Bei einer Fragerunde können die Gäste ihren Wissensdurst stillen. Obwohl der erste Mensch die Antarktis erst im Jahre 1820 erblickte, war die Existenz des Südkontinents schon seit den Zeiten von Aristoteles bekannt. Obwohl der Kontinent erst seit 200 Jahren auf unseren Karten und neuerdings auf Satellitenfotos erscheint, existiert er schon seit mehr als 2000 Jahren in unserer Vorstellung. Unter all den sagenhaften und mystischen Plätzen auf der Erde, wie z. B. Atlantis, El Dorado, der Quelle des Lebens - haben wir bis jetzt nur die Antarktis gefunden. Die Existenz der Antarktis alleine zeigt, dass Magie existiert. Und nicht nur die Magie der Antarktis wird diese Reise unvergesslich machen, auch die Mitreisenden aus allen Teilen der Welt, mit denen wir am Tisch und an Deck gelacht haben, Wache gestanden sind, um Wale zu entdecken. Der überaus freundlichen Besatzung, die uns an manchen Abenden die Zeit mit witzigen Shows oder Eis- und Obstschnitzen versüßte oder den kompetenten Wissenschaftlern, die uns verständlich Vorträge hielten.

10. Tag: Drake Passage

Siehe Tag 4. Ok - es war nicht ganz so schlimm. Die Wellen waren nur 10 m hoch.

11. Tag: Kap Horn

Aus der Drake Passage, um Kap Horn herum, erreichen wir wieder den Beagle-Kanal und früh morgens Ushuaia, die südlichste Stadt der Welt oder auch das Ende der Welt. Gleich nach dem Ausschiffen geht es noch auf eine Trekking Tour (fakultativ) zum ''Natural Tierra Mayor'' Reservat, einem Schutzgebiet am Alvear Gebirge. Wir passieren alte Moorlandschaften (lernen im Sumpf mit Gummistiefeln zu laufen), durchqueren einen alten Lengawald (dem typischen Baum der Region) und erreichen dann einen wunderschönen, im Wald versteckten, Wasserfall. Auf dem Rückweg durchqueren wir ein Waldstück mit märchenhaft anmutenden Orchideenteppichen. Vorbei an den Biberdämmen, zurück am Ausgangspunkt, trinken wir den typischen Kräutertee und essen leckere Sandwichs. Dann schnell zum Bus, der uns zum Flughafen bringt. Es geht gleich weiter nach Buenos Aires. Dieses Mal schaffen wir gleich den richtigen Flieger und sind schon 3 Stunden später in Buenos Aires. Am Abend ist noch eine Tangoshow geplant und obwohl die Tänze und die Tänzer zum Teil akrobatisch anmuten, konnten wir den Abend nicht richtig genießen. Unsere Gedanken hingen immer noch bei den Schönheiten der Antarktis und den Menschen, die wir auf der Fram lieb gewonnen haben ….

12. Tag: Buenos Aires

Heute ist noch der ganze Tag zur freien Verfügung. Wir nutzen die Zeit, schlafen endlich mal aus und gehen shoppen. Nachmittags besuchen wir das geschichtsträchtige Gran Cafe Tortoni, genießen die Zeit, bis uns dann am Abend der Transfer zum Flughafen bringt.

13. Tag: Buenos Aires - via Madrid - nach Frankfurt

Zwar viel Wehmut im Herzen, aber auch schön wieder zu Hause zu sein, es gibt viel zu erzählen.

4. Tag: Das Geisterschiff in der Drake-Passage

Die Bewegung des Schiffes hat sich komplett verändert. Die nächtlichen Geräusche klären sich auf: Mein Schlüsselbund, die Fernbedienung, ein Teebecher, alles was auf einer Kommode lag, liegt nun im Mülleimer. Ich ziehe die Gardinen zur Seite (sehr mühevoll) und blicke auf ein Wellental … Später erfahren wir, dass die Wellen durchschnittlich 15 Meter hoch waren. Ok kapiert - das ist nun die sagenumwobene ''Drake-Passage''. Hier am Kap Horn, wo der pazifische und atlantische Ozean aufeinander treffen und sich austoben ... Sir Francis Drake stand Pate für diesen sagenumwobenen Teil des Ozeans zwischen Südamerika und der Antarktischen Halbinsel. Im Moment bin ich fest davon überzeugt, es war die falsche Entscheidung, diese Reise zu buchen.

7. Tag: Astrolabe-Island und Deception Island

Die Bransfield Straße 63°0’S59°0’W erstreckt sich auf einer Läge von ca. 200 Meilen und 60 Meilen Breite in einer Richtung von Nord-Ost nach Süd-West und liegt zwischen den Süd-Shetland Inseln und der Antarktischen Halbinsel. James Weddell benannte 1825 diese Wasserstraße nach Edward Bransfield, der 1820 die Süd-Shetland Inseln kartographisiert hat. Bransfield bewegte sich weiter Richtung Süden und stieß am 30. Januar 1820 auf die antarktische Halbinsel, die er Trinity Insel nannte.

Astrolabe ist eine drei Meilen lange Insel in der Bransfield Straße, 14 Meilen nordwestlich von Kap Ducorps, Trinity Island. Sie wurde von einer französischen Expedition 1837-1840 unter der Führung von Kapitän Jules Dumont D’Urville entdeckt und nach dem Führungsschiff der Expedition benannt. Hier finden wir wieder Zügelpinguine und große Kolonien von brütenden Seevögeln, wie den antarktischen Sturmvogel und Raubmöwen (Skuas). Blauaugen-Kormorane nisten an den Steilklippen. Weddell-Robben und Pelzrobben sind zahlreich am Strand. Der felsige Küstenstreifen ist ideal für eine Rundfahrt mit den Polarcirkle-Booten und wir haben das Glück noch Seeleoparden zu sehen. Wussten Sie eigentlich, warum Pinguine nicht festfrieren? Arterien und Venen umschlingen sich, durch ein Gegenstromprinzip der Venen und Arterien wird die Wärme im Körper behalten, während die Füße kalt bleiben. Nachmittags geht’s weiter nach Deception Island.

Die Gerlachstraße trennt die buchtenreiche Westseite der antarktischen Halbinsel von der Brabant, Anvers und anderen Inseln des Palmer Archipels. Die Straße bietet ein wundervolles Panorama und wird auch als „Inside Passage“ der Antarktis bezeichnet. Die Caldera der Deception Insel bildet einen natürlichen Hafen, der auch als Port Foster bekannt ist. Eine 200 m breite Bresche in der Kraterwand, der sogenannte „Neptuns Blasebalg“, bildet den Zugang. Allerdings liegt ein Felsriff genau in der Mitte der Einfahrt und die linke Seite ist ebenfalls unpassierbar, so dass gerade mal 100 m zum Navigieren bleiben.

Gleich hinter dem „Blasebalg“ taucht auf Steuerbordseite „Whaler’s Bay“ auf, die Walfängerbucht. Hier legten schon 1905 Walfangschiffe an und am Ufer arbeitete zwischen 1912 und 1931 die Walfangstation Hector. Im Jahre 1941 wurde die britische „Basis B“ errichtet. Basis und Station wurden 1969 während des Vulkanausbruchs von 1967-1969 durch eine Schlammlawine zerstört, zusammen mit der chilenischen Station, die sich weiter im Inneren der Bucht, in Pendulum Cave, befand. Heute befinden sich zwei arbeitende Stationen in der Caldera, die spanische Basis Gabriel de Castilla und die argentinische Station Deception. Am Strand liegen die Relikte der vergangenen Zeiten: Tanks für das Walfischfett, Walknochen, zerfallene Häuser - ein regelrechter Geisterort ....

Wir haben uns für eine dreistündige stramme Hikingtour angemeldet. Schnaufend erklimmen wir den vereisten Kraterrand und machen uns auf den Weg zur größten Pinguinkolonie der Antarktis mit ca. 100.000 Zügelpinguinpaaren. Den Abstieg erleichtern wir uns, indem wir einfach auf dem Hosenboden runter rutschen (hat Spaß gemacht). Durchgeschwitzt kommen wir zurück zum Strand und sehen gerade noch, wie ein kleiner Wal abtaucht - endlich. Einige Gäste aus den USA haben im eiskalten Wasser (5 Grad) eine Abkühlung genommen - verrückt diese Amerikaner. Zurück zum Boot, das leckere Abendessen haben wir uns heute wirklich verdient. Danach halten wir wieder auf Deck ''Wache'', nach dem Sonnenuntergang, nach Eisbergen und nach den lang ersehnten Walen, von denen wir seither meistens nur aus großer Entfernung nur die Walblasen gesehen haben. Mal schauen, was der morgige Tag bringt....