Oktober 2014

Herzlich Willkommen am “Eingangstor“ der Azoren! Etwa 1.500 Kilometer vom Festland Europas entfernt, umringt von acht Inseln, liegt das idyllische Eiland São Miguel. Unser Chronist nimmt Sie mit auf die Insel der blauen Hortensien.

Ihr Chronist

Liebe Mitleser, Fernwehgeplagte, Reisefieberpatienten, Arbeitsplatzfreihalter…

mein Name ist Jens und der eine oder andere von Euch kennt mich bereits von meinen Blogs 2012 aus dem „Wilden Westen“ oder 2013 vom „Dach der Welt“. Da wir nicht zum ersten Mal mit Berge & Meer verreisen und ich meine nähere (und weitere!) Umgebung gern an unseren Reisen teilhaben lasse, werde ich Euch also in den nächsten zwei Wochen täglich einen Bericht über viele neue Eindrücke, Erlebnisse, Begebenheiten liefern.

Am 08.10.2014 soll es losgehen, für meine Frau und mich! Natürlich sind wir gespannt, was uns alles erwartet, aber da wir sooo gern unterwegs sind, können eigentlich nur positive Überraschungen folgen!

Als erstes mal eine sehr frühe Anreise, denn morgens um halb sieben geht bereits unser Anschlussflieger von Berlin-Tegel nach Düsseldorf und danach der Flug nach Ponta Delgada, Hauptstadt der Azoren.

Freut Euch einfach mit uns auf die zwei schönsten Wochen des Jahres und schaut mal rein, wenn Ihr mögt!

Ihr Urlaubsort & Ihr Hotel

São Miguel – die Insel der blauen Hortensien
Bem-vindo! – Herzlich Willkommen am “Eingangstor“ der Azoren! Etwa 1.500 Kilometer vom Festland Europas entfernt, umringt von acht Inseln liegt das idyllische Eiland São Miguel. Sie lauschen dem Wellenrauschen und fühlen das Knirschen des tiefschwarzen Vulkansandes unter den Füßen. Ribeira Quente ist nicht umsonst als einer der schönsten Strände der Insel bekannt! Sie flanieren durch die Straßen, der mit schwarz-weiß und leuchtend bunt gestrichenen Basalthäusern gesäumten Hauptstadt Ponta Delgada. Ein beeindruckender Kontrast! Kaum zu glauben welch eine Gelassenheit diese Stadt ausstrahlt, obwohl hier über 60.000 Menschen leben! Wollten Sie nicht schon immer einmal Delfine und Wale in freier Natur beobachten? Auch das können Sie auf São Miguel. Wer weiß ob sich das Rätsel des Mythos Atlantis hier lösen wird? Man forscht immer noch an der Auflösung, ob es wirklich dort versunken ist, wo heute die Azoren liegen. Nicht nur kultur-historisch hat diese Insel viel zu bieten. So etwas wie den Vulkankrater Lagoa do Fogo haben Sie sicherlich noch nie gesehn! Keine Angst, der Krater ist erloschen und ist zu einem kristallklaren See geworden! Genießen Sie ein entspannendes Bad im größten Thermalbad der Welt, in Furnas! Hätten Sie gedacht, dass das Wasser heilende Wirkung haben soll? Mit dem Ihnen zur Verfügung stehenden Mietwagen gehen Sie auf Entdeckungsreise und erleben welche Überraschungen diese Insel noch für Sie bereithält. Diese Vielfalt muss man erlebt haben!

Ihr Urlaubsort: Agua de Pau - Caloura – São Miguel
Schlendern Sie am kleinen Sandstrand Ihres Urlaubsortes vorbei am typisch azorischen Fischerhafen. In etwa zwei Kilometer Entfernung lockt Sie der Duft, der aus den Restaurants Agua de Paus strömt. Hier lässt es sich aushalten! Die Inselhauptstadt Ponta Delgada wartet schon darauf von Ihnen entdeckt zu werden. Spazieren Sie entlang der Hafenpromenade mit Blick auf den tiefblauen Atlantik oder erwerben Sie ein schönes Mitbringsel in einem der netten kleinen Geschäfte der Altstadt. Wie wäre es mit einem erfrischenden Getränk in einem der gemütlichen Cafés? Nicht weit entfernt ist außerdem der Lagoa do Fogo. Lassen Sie Ihr Auge über die Weite des erloschenen Vulkansees schweifen. Durch die Reflexion des Himmels und der Landschaft scheint eine Seeseite in einem tiefen blau und die andere in klarem grün. Atemberaubend!

Ihr 4-Sterne-Hotel: Caloura Hotel Resort (Landeskategorie)
Das komfortable Hotel befindet sich in atemberaubender Panoramalage auf einer vulkanischen Felsküste - mit herrlichem Blick auf den Atlantik. Über Treppen haben Sie direkten Zugang zu der 300 m entfernten Badebucht “Baixa de Areia“. Der Flughafen und das Zentrum von Ponta Delgada sind 20 km entfernt, das kleine Örtchen Agua de Pau erreichen Sie nach etwa 25 Minuten Fußweg. Das moderne Hotel verfügt über Rezeption, großzügige Lobby mit Bücherei und kleinem Buchladen, WIFI bzw. Internetterminal (gegen Gebühr, ca. € 4.-/Stunde, ca. € 6.-/4 Stunden), Lifte, Parkplatz (kostenfrei, nach Verfügbarkeit) sowie über ein klimatisiertes Panoramarestaurant und Bar. In der großzügig bepflanzten Gartenanlage befinden sich Swimmingpool (nicht beheizt) mit Sonnenterrasse sowie Liegen, Sonnenschirme und Badetücher (kostenfrei, nach Verfügbarkeit). Entspannen Sie nach einem ereignisreichen Tag in der hoteleigenen Sauna (gegen Gebühr, ca. € 4.-/30 Min.) und werden Sie im Fitnessraum (kostenfrei) oder auf dem Tennisplatz (gegen Gebühr) aktiv. Ihr Hotel bietet die besten Voraussetzungen für einen erholsamen Urlaub.

Die komfortablen Doppelzimmer Meerblick (ca. 16 m², min. 2 Vollzahler / max. 2 Vollzahler) verfügen über Bad oder Dusche/WC, Klimaanlage/Heizung (individuell regulierbar), Kabel-TV (ein deutsches Programm), Telefon mit Internetanschluss, Minibar, Safe und Balkon oder Terrasse.

1. Tag: Anreise

Da sind wir nun also angekommen im Zuhause auf Zeit, ein sehr langer Tag neigt sich dem Ende entgegen. Er begann heute um 02.00 Uhr, im Urlaub eine eher unchristliche Zeit! Anreise nach Berlin-Tegel, Auto ins Parkhaus, mit dem Zubringerflug nach Düsseldorf (auf gut Englisch „Dusseldorf“ geschrieben!) und von dort nochmals reichlich fünf Stunden nach Ponta Delgada, die Hauptstadt der Hauptinsel sozusagen.

Ein eher kleiner Flughafen empfängt uns, aber entgegen den Vorhersagen des Flugkapitäns mit strahlendem Sonnenschein, T-Shirt-Temperaturen und einer netten Dame, die uns im Namen des Veranstalters Berge & Meer begrüßt. Wir übernehmen unseren Mietwagen (den wir eigentlich gar nicht wollten, aber diese Geschichte folgt später einmal!). Es ist ein fast nagelneuer Renault Capture, kein Privatauto, aber als Mietwagen top - anzugsstark, kleiner Wendekreis, hochbeinig, ideal für Erkundungen ins Landesinnere.

Nachdem wir uns ins Hotel „durchgewurstelt“ haben - die Straße gibt’s im Navi nicht und eine rechtzeitige Ausschilderung hat keiner für nötig gehalten - stehen wir auf dem großzügigen Parkplatz und sind erstmal baff: Ein Vier-Sterne-Resort, das seine Sterne wohl zu Recht trägt?! Im Zimmer kommen wir aus dem Staunen nicht mehr heraus.

Das gebuchte Doppelzimmer ist eine Suite mit zwei Schlafzimmern, Kitchenette, großem Wohnbereich und einer Eckterrasse, die einen einfach grandiosen Blick über den Strand und den Atlantik bietet! Holzmöbel, Sonnenschirm, seitwärts Sonnensegel als Blickschutz, toll. Dazu erwartet uns ein Obstkorb, der sogar mein Interesse weckt - wo ich doch allgemein finde, dass Obst bestenfalls für Maden oder Brennereien taugt!

Wir gehen nach einer kurzen Pause noch schnell etwas im Restaurant essen und erkunden unsere nähere Umgebung - schon leicht „angemüdet“. Der Abend endet mit einem leckeren Red Snapper, einem der besten Atlantikfische, und einem Absacker in der Hotelbar - dann ist es genug, nach 22 Stunden freuen wir uns auf unser Bett und den morgigen Tag. Was mag er uns bringen?

2. Tag: Ein Ausflug nach Furnas

Gut erholt, weil endlich ausgeschlafen, begrüßen wir den ersten „richtigen“ Urlaubstag. Das Wetter scheint heute alle Register zu ziehen, beim Blick von der Terrasse zeigt sich links aussichtsreiches Blau, nach rechts möchte man gar nicht schauen! Wetter-Lotto, wir werden sehen.

Nach einem guten Frühstück fahren wir zum Info-Treff, um eventuell Tipps für einen optimalen Individualurlaub zu erhalten. Dieser Treff findet in einer Bausünde aus den Siebzigern statt - ein Bild liefere ich dazu lieber nicht, riesiger Betonklotz mit Alterserscheinungen direkt am herrlichen Strand. Aus rein ästhetischen Gründen abrissreif…

Anschließend noch schnell das Badezeug geschnappt und wir sind auf dem Weg nach Furnas, eine Ortschaft im Osten der Insel Sao Miguel, deren Hauptattraktion heiße Quellen sind. Klar, müssen wir probieren! Da wir immer gern unter Einheimischen sind, geht es in ein etwas kleineres Bad, das weniger von Touristen, mehr von Azorianern frequentiert wird (und deshalb auch um die Hälfte billiger im Eintritt ist!).

Es ist so schön, sich in verschiedenen Felsbecken unterschiedlicher Tiefe und Temperatur zu aalen, dass wir die Zeit vergessen. Bemerkenswert die Sauberkeit und die hygienischen Gegebenheiten, wie übrigens überall, jedenfalls bisher. Wir wurden gewarnt, dass unsere Badesachen durch den hohen Eisenanteil des Wassers nie wieder sauber und ewig braun bleiben würden, aber ganz so schlimm ist es doch nicht - nur ein typischer Schwefelgeruch setzt sich sogar in der Haut fest. Wir schaffen nur das eine Bad, aber da es nur etwa 30 km von unserem Hotel in Agua de Pau sind, fahren wir ganz bestimmt noch einmal das andere, berühmtere Bad besuchen!

Auf der Rückfahrt stoppen wir noch kurz am See Lagoa das Furnas mit seinen Caldeirhas, heißen Quellen, die kochendes Wasser an die Oberfläche treten lassen und in deren Dampfkanälen Restaurants und auch Einheimische ihren speziellen Eintopf garen - zur Gaudi der Touristen! Von einem festen, aber nur symbolischen Geländer von den Quellen ferngehalten (bei uns undenkbar - Aufseher und Maschendrahtzaun, TÜV-Siegel und Merkblätter am kostenpflichtigen Eingang wären das Mindeste, hier nichts von alledem!), nehmen wir eine Nase voll von dem schwefligen Geruch und staunen über die Kräfte, die Mutter Erde hier freisetzt.

So bekommt man eine kleine Vorstellung, was tief unter unseren Füßen „los sein“ muss… Wir freuen uns auf ein gutes Abendessen, das wir in einem örtlichen Lokal einnehmen - zu zivilen Preisen und mit viel Lokalkolorit. Gewöhnungsbedürftig das abendliche Stadtbild: mangels Kneipen sitzen die Herren der Schöpfung vor bzw. an den Häusern, den Allerwertesten noch auf der Türschwelle, die Füße schon auf der Hauptverkehrsstraße, aber immer in Grüppchen!

Wir fahren Schlangenlinie, denn Beine einziehen ist nicht, die Männer haben hier schließlich Hausrecht! Wir kommen trotzdem gut im Hotel an. Das Wetter hat sich übrigens beizeiten für die blaue Variante und die Sommertemperatur entschieden.

Bis morgen also, liebe Leser - ich muss ja jetzt noch meinen Blog schreiben!

3. Tag: Ponta Delgada, die Hauptstadt der Azoren

Heute steht ein Besuch der Hauptstadt der Azoren an, Ponta Delgada. Wir wollen ein wenig bummeln, „Kultur gucken“ und –natürlich- die Azoreaner etwas kennenlernen.

Das vorweggenommen: Die Einheimischen sind – Ausnahmen bestätigen IMMER die Regel - sehr freundlich, entgegenkommend und hilfsbereit. Den Stadtplan auszufalten genügt: May I help you? Kann ich Ihnen helfen? Sie sind auch in anderer Beziehung so ganz anders als wir, zum Beispiel sahen wir einen Mann, der des Weges kam, eine breitgefahrene Plastikflasche auf der Fahrbahn sah, sie aufhob und zum nächsten Papierkorb trug! Kippen, Kaugummis, Papier fehlen auf den Gehsteigen völlig, Graffitis an den unmöglichsten Orten sowieso.

Wir haben also einen schönen Tag in der Stadt verbracht, die Altstadt besucht, sind durch Gassen geschlendert, haben Schaufenster besichtigt – manche Läden dazu! -, sind von der Wache aus dem geschlossenen Militärmuseum komplimentiert worden (wer weiß schon, dass das zugleich eine Kaserne der Küstenwache ist?!) und haben den Hafen besucht – einen der jungen, aufstrebenden Kreuzfahrtanleger, der seine Mühen von Erfolg gekrönt sieht. Einen nagelneuen Anleger mit einer Marina für Großyachten und einer Infrastruktur, die keine Wünsche offen lässt.

Was soll ich weiter berichten, ein Stadtrundgang bleibt ein Stadtrundgang - lasst Euch lieber inspirieren von ein paar Fotos, vielleicht wart Ihr selbst schon hier oder seid es im nächsten Jahr?

Viel Spaß und – bis morgen,
Euer/ Ihr Jens!

4. Tag: Heute wieder ganz viel „Grünzeug“!

Eigentlich wollen wir heute zeitig die künstlerisch angelegten Gärten Ponta Delgadas erkunden – eigentlich…! Daraus wird aber nichts, zumindest nicht zeitig, denn beim Frühstück am Panoramafenster bemerken wir schon, dass auf dem Meer das große Fischen losgeht.

Die ganze Aktion verfolgen wir natürlich mit Interesse, wann hat man schon mal die Gelegenheit?! Nachdem die Netze eingeholt sind, hoffen wir, dass auch für uns ein guter Fang dabei war und machen uns selbst auch auf den Weg. In der Hauptstadt finden wir auch prompt ruck-zuck einen Parkplatz und besuchen den Jardim José do Canto, geprägt von einem dichten Bestand an uralten Bäumen aus aller Welt. Er grenzt gleich an den Jardim do Palácio de SantÀna, einen parkähnlichen Garten mit besonders schönen und gut gepflegten Blumenrabatten, in dem sich auch der Präsidentenpalast befindet.

Wir schlendern und bummeln also durch einen Wald riesiger Vertreter aller Kontinente, eine kleine Welt für sich mit einem ganz besonderen Mikroklima. Irgendwann sind wir fertig und es stellt sich die Frage, wohin nun?

An viel Grün gewöhnt, fällt uns ein, dass es in der Nähe eine Ananasplantage gibt, die besichtigt werden möchte. Wir tun ihr den Gefallen und erscheinen vor Ort in Faja de Baixo – na ja, zwar ganz interessant, aber erstens gibt es derlei Plantagen noch mehr und zweitens ist nicht besonders viel zu sehen: Ananaspflanzen von ziemlich klein bis ziemlich groß, inklusive Früchten. Der zugehörige Laden bietet alles Mögliche an Tand und Talmi, aber auch Ananas-Senf, -chutney, -relish und -konfitüre sowie (natürlich!) Ananaslikör und –bonbons. Das alles ist unheimlich süß, also gut gegen Zähne und hält eher vom Kauf ab.

Die Früchte selbst sind auch mächtig süß und kein Vergleich mit der Dosenware in Deutschland, auch frische aus Südamerika kommen nicht an das Aroma heran. Wir sind froh, auf jedem Frühstücksbuffet genug Ananas zu finden, denn im Verkauf sind die Früchte sogar hier im Land sehr teuer, bei einer kleinen Frucht ist man schnell bei 3 Euro angelangt.

Irgendwann treten wir den Weg Richtung Hotel an, fahren eine schöne Uferstraße durch die Ortschaften entlang und suchen ein bestimmtes, uns empfohlenes Lokal. Das erweist sich aber als Fehlanzeige, denn selbst das Navi streikt bei der kreativen Hausnummerierung, manche Straßen gibt es sowieso nicht im Verzeichnis! Also der „Nase nach“, verhungert sind wir noch nie.

Wir landen in einem netten Strandlokal mit einer noch netteren Kellnerin. Wir bestellen den „Fisch des Tages“ und sie rattert Brehm’S Tierleben herunter, auf Portugiesisch! Das ginge ja noch, nur heißt hier in jedem Dorf der gleiche Fisch anders… Wir bitten also, blind vertrauend, uns etwas zu bringen, das ihr selbst auch schmeckt. Kurz gesagt, das Vertrauen war gerechtfertigt, wir haben wunderbar gegessen, einen recht vernünftigen Wein im Sonnenuntergang getrunken und an euch daheim gedacht – und daran, wie gut wir es gerade haben!

In diesem Sinne schlaft gut, bis morgen wieder.
Euer Jens

5. Tag: Die Osthälfte von Sao Miguel

Sonne! Richtig viel Sonne! Es ist ja auch Sonntag, also nutzen wir heute das schöne Wetter und nehmen uns eine Inselhalbrundfahrt (oder Halbinselrundfahrt?!) vor. Wir wollen den östliche Teil der Insel erkunden.

Eigentlich kann man nur von Ost- und Westhälfte sprechen, denn bei einer Maximalbreite von gerade mal 15 km und einer übersichtlichen Minimalbreite von 8 km wäre es vermessen, von Nord- und Südhälfte zu sprechen.

Wir fahren also über Furnas (kennen wir ja schon) in Richtung Nordeste, die nordöstlichste Landspitze der Insel. Bei Furnas „tanken“ wir gleich zweimal: einmal für unseren fahrbaren Untersatz und einmal Schwefeldampf, aber kräftig! Die Caldeiras, kochend heiße Thermalquellen, zeugen von der vulkanischen Vergangenheit der Insel, die eigentlich nur der Bergrücken eines gigantischen Unterwassergebirges im Atlantik ist.

Es gibt Wissenschaftler, die glauben, hier das sagenhafte Atlantis gefunden zu haben… Uns „stinkt es“ aber gewaltig und das Gefühl, tausende Meter über einem Vulkan zu stehen auf seinen Überdruckventilen zu stehen, ist auch ein besonderes!

Wir fahren weiter, halten an –zig Aussichtspunkten der Küstenstraße und können uns an der arten- und farbenreichen Vegetation nicht sattsehen. Einige der Punkte sind Picknickplätze, die das Niveau deutscher Campingplätze um Längen schlagen. Keinerlei Vandalismus, Graffiti, Müll, Hunde…dingsda usw. Hierher wird ein Sonntagsausflug gemacht, gern mit der ganzen Familie, einschließlich Nudelsalat, Steaks, Gemüse, Hund und Oma. Die öffentlichen Grills (im Überfluss vorhanden) werden nach Benutzung geputzt und der Restmüll eingepackt und mitgenommen. Bei uns würde wohl höchstens der Grillrost „mitgenommen“…

In Nordeste machen wir unsere verspätete Mittagspause und gehen „speisen“ – meine Frau und der gemeinsame Hunger haben mich zu dieser etwas speziellen Kneipe überredet. Drin –oh Wunder- ist es einfach, aber recht nett, bis auf das Essen, das bei weitem besser als der äußere Schein ist. Die Krönung ist dann ein hausgemachter Kuchen, der uns von einem azoreanischen Ehepaar dringendst ans Herz gelegt wird – Rezept Marke „Uroma“ und mit einem doppelten Espresso eine Köstlichkeit! Selbstverständlich sprachen uns die beiden auf Englisch an – Deutsch können wir hier höchstens untereinander reden und Portugiesisch wird sowieso anders gesprochen als geschrieben. Fazit: Englisch ist Pflicht!

Wir fahren weiter die Küste entlang, es zieht sich etwas, aber da wir die Landstraße wählen und nicht die Autobahn, haben wir viele schöne Aus- und Ansichten bei unseren Stopps, bis sich der Himmel zuzieht und es zu stürmen beginnt. Muss ja mal sein, denn hier entsteht schließlich Europas Wetter (hängt irgendwie mit dem Golfstrom zusammen, verstanden habe ich es noch immer nicht richtig!). Das miese Wetter ist aber gut für Pflanzen und Tiere und wir können schnell nach Hause ins Hotel – zum Blogschreiben (der dann abends aus der Bar versendet wird, denn nur dort gibt es abends ab 22.00 Uhr für zwei Stunden Free WLAN; wäre schön, wenn das auch für die Cocktails gelten würde!)

Nun aber tschüss für heute, ich muss in die Bar – natürlich senden!!!
Euer Jens

6. Tag: Vulkan, heißes Wasser, Tee!

Eine stürmische Nacht liegt hinter uns – wettermäßig betrachtet. Sturm, Regen, Finsternis, alles Dinge, die wir erwartet haben auf Sao Miguel.

Der Morgen ist umso klarer und wolkenloser Himmel verlangt nach einer Bergtour. Wir nehmen uns den Pico da Barrosa vor, einen Berggipfel neben dem Vulkankratersee Lagoa do Foro. Herrliche Weitsicht erwartet uns, wir sehen sowohl Nord- als auch Südküste der Insel zugleich. Es ist stürmisch dort oben auf 947 m ü.N.N., aber die Farben in dieser klaren Luft und die Stille da oben sind einzigartig. Uns begegnen andere Touristen, es gibt ein gegenseitiges Fotografieren und kurzen Smalltalk – Where are you from? Es sind zwei nette Ladies aus Columbus/Ohio, die darüber staunen, eine Stunde weniger Flugzeit hinter sich gebracht zu haben als wir!

Unsere nächste Station ist die Caldeira Velha, eine heiße Quelle mitten im ursprünglichen Azorendschungel. Wir fühlen uns mitten in den „Jurassic Park“ versetzt, nur im Original. Einziger Wermutstropfen (oder Glücksfall): die Dinos fehlen! Auch ein Professor, aber wir treffen wieder einen… Amerikaner, der in Stuttgart geboren wurde. Er freut sich über sein Flugticket für 500 $ von New York nach Paris. Das müsste doch auch andersherum klappen?! Wir denken an unsere nächste Reise.

Ein warmer Wasserfall speist ein Badebecken, heiße Schwefelquellen (61°C) einen Bach, in dem sich die Leute für 2 € pro Person den ganzen Tag aalen können. Wir trinken einen Aquardente mit entsprechender Alkoholhaltigkeit (Azorianer sind da nicht zimperlich!) und stürzen uns ins warme Wasser…

Den Tag wollen wir aber seriös zu Ende bringen – mit Tee. Also besichtigen wir eine Teeplantage! Der Geschäftssinn auf der Insel hält sich zum Glück in Grenzen: Wir dürfen in alle Produktionsräume, können Tee trinken bis zum Abwinken und werden kein einziges Mal angesprochen, endlich gefälligst eine Tüte Tee zu kaufen. Wir denken an unsere Urlaube im Orient… Deshalb kaufen wir auch, als Souvenir und „Eintrittsentgelt“!

Auf der Heimfahrt über die Berge erwischt uns „Wetter“, und was für welches. 20 Meter Sicht, Nebel- und Regenschleier – und natürlich: falsch abgebogen! Knapp 5 km über einen Viehtrieb, Schlamm und irgendetwas Grünes, das mit Kühen zusammenhängen muss - unser Auto sieht jetzt aus…! Da es aber schon dunkel ist und wir hungrig sind, finden wir das Restaurant am Hafen, das den aller-, allerbesten Fisch anbietet. Barracuda und Schwertfisch müssen ihr Leben für uns lassen und wir finden zu guter Letzt ins Hotel, Blog schreiben!

Bis morgen also, liebe Blogleser, wir haben noch viel vor.

6. Tag: Regen. Sturm. Regen. Ein Tag zum Ausruhen

Der Morgen beginnt schon mal wenigstens eine Stunde später, wenn man nach der Helligkeit geht. In der Nacht tosender Sturm, die Brandung vor dem Fenster schlägt hohe Wellen – für unsere Begriffe - und es ist warm, aber denkbar ungemütlich. Also verlängern wir erstmal unser Frühstück und setzen Plan B (B wie „besch…enes Wetter!“) in Kraft.

Wir fahren in die City, machen einen ausgiebigen Bummel durch die örtliche Shopping Mall und essen dort ein paar Kleinigkeiten. Mit Restaurants ist Sao Miguel recht dünn bestückt, die paar, welche als solche zu erkennen sind und eine Gastlichkeit nach unseren Maßstäben anbieten, werden von den Reiseveranstaltern per Liste verteilt, in unserem Fall war es eine DIN A4-Seite.

Der Rest schreckt eher ab, wobei dort keiner einem etwas tut, aber die Atmosphäre ist schon speziell: Neonlampen überm Tresen, davor 5 Hocker, genauso viele Flaschen neben der Spüle und eine alte Kaffeemaschine. Ein paar Resopaltische, einige klapprige Stühle und ein Wirt, der einem Thriller entsprungen scheint.

Das Publikum scheint entsprechend, höchst selten eine Frau, ansonsten dunkle Gestalten. Zu trinken gibt es IMMER etwas, zu essen meistens: kleine Salate, Hamburger, Sandwiches, Fisch, Gegrilltes… Keine kulinarischen Höhepunkte, aber es schmeckt wider Erwarten immer und – die Leute sind sehr freundlich; wenn man am Eingang ein „Bom Dia!“ schmettert, freut sich alles und grüßt zurück. Der Wirt müht sich, etwas zu servieren, das uns schmecken könnte und übersetzt ins „Portugenglische“, was wir aber auch nicht immer verstehen. Egal, in jedem Fall hat es bisher immer satt gemacht und war auch kein schlechtes Essen.

Bemerkenswert, hier wie überall auf Sao Miguel, peinliche Sauberkeit – gut, dass die Insel touristisch noch so weit „zurück“ ist, möge es so bleiben!

Das Wetter lässt noch einen schnellen Besuch in einem kleinen Park mit subtropischen Pflanzen zu, aber treibt uns recht schnell wieder ins Auto bzw. ins Hotel. Unterwegs zwei Unfälle – beide Male ein Crash beim Einfädeln auf die Autobahn, die ist noch brandneu für die Azoreaner. Zum Glück nur viele Blinklichter, aber kein Krankenwagen, Glück gehabt!

Also: heute nur noch Blog, Lesestunde und ein Besuch in unserer WiFi-Bar, was muss, das muss! Und ab morgen MUSS dann besseres Wetter, denn für Freitag haben wir Whale Watching mit einem Katamaran gebucht…

7. Tag: Warmes Meerwasser gesucht

Alles besten, am Morgen werden wir geweckt von Sonnenstrahlen und spazieren nach dem Frühstück den Strand entlang. Na ja, besser gesagt, die Küste entlang, sie ist in unserem Resort doch recht felsig. Dadurch wirkt die Brandung aber noch gewaltiger und das Wasser zeigt seine Kraft viel deutlicher als am Sandstrand.

Und weil es endlich wieder trocken ist, wollen wir auch gleich baden gehen! Es soll da in Ribeira Quente warme Quellen im Meer geben, die das strandnahe Wasser „anheizen“. Über Furnas fahren wir hin und suchen, finden aber leider weder das eine noch das andere. Also weiter, nach einer Ortsbesichtigung geht es nach Povoacao, einem Küstenort im Südosten.

Wir schauen uns die schöne Innenstadt an und rasten im „Jardim“, dem ersten Haus am Ort, einem einfachen Restaurant mit typischer Inselküche. Da wir aber eigentlich auf der Suche nach einem schönen Ort zum Baden sind und uns der Atlantik etwas zu kühl ist, nehmen wir wieder Kurs nach Furnas auf. Eigentlich wollen wir dort die „Banhos Ferreos“ aufsuchen, entscheiden uns aber anders, nachdem wir einen Blick hineingeworfen haben.

Die Banhos sind ein kleines, nostalgisches Kurhaus, in dem die ersten Gäste in Thermalwasser gebadet haben sollen. Das Becken in einem geschlossenen Pavillon gewinnt nicht unser höchstes Vertrauen, das angegliederte Restaurant auch nicht und wir landen im bekannten Thermalbad unter freiem Himmel am nördlichen Stadtrand.

Erholt, erfrischt und bester Stimmung geht es nach Hause. Das Abendessen lockt, aber wohin? Die Hotelküche fällt generell aus, aber wir finden ein tolles – mancher Leser möge mir die Erwähnung verzeihen! - Fischrestaurant am Hafen. Leckerer Frischfisch, dass wir uns wundern, keine Flosse mehr schlagen zu sehen! Schwertfisch, Barracuda und Gambas und wir sind wieder einmal restlos zufrieden.

An der Hotelrezeption noch eine Überraschung: ein WLAN-Permanentzugang. Wir bekommen nicht heraus, wem wir den zu verdanken haben (Berge & Meer oder meiner Anfrage gestern im Hotel oder wem?) aber nehmen ihn dankend entgegen – das abendliche Senden und Googeln in der Bar ist damit Geschichte (schade, nun brauche ich wohl eine andere Ausrede…!)

Das Resultat seht ihr vor euch, freut euch mit uns an den Bildern des Tages, morgen gibt es neue!

8. Tag: Hoch hinaus im Inselwesten

Von der Morgensonne begrüßt (wie schön, da gibt es heute wieder „Natur“!), checken wir schnell unsere Emails – B&M sowie unserer netten Reisebetreuerin Margit Arnold sei Dank! Den Dauerzugang zum Internet schätzen wir sehr. Der Morgen wird noch verschönert durch zwei sehr nette Mails, ebenfalls von Berge & Meer sowie von Margit, die auch Überraschungen für uns beinhalten. Der Tag bleibt hoffentlich so schön und wir sagen uns zum wiederholten Male, wie gut es uns doch eigentlich geht.

Nun aber los, wir wollen die Westhälfte von Sao Miguel erkunden und fahren zuerst in Richtung Sete Cidades, am Flughafen vorbei. Bei Tag und ohne Gepäck wirkt er doch recht klein auf uns. Irgendwann biegen wir ab und unser kleiner Renault Capture erklimmt einen riesigen Vulkan, der in seinem Krater zwei Seen birgt, den Lagoa Azul und den Lagoa Verde.

Vom Vista do Rei, dem „Königsblick“ aus genießen wir einen wahrlich königlichen Blick auf die Seen, von denen einer blau, der andere grün leuchtet. Das hängt der Sage nach mit einem recht unfreundlichen König, einer Prinzessin, ihrem Hut und ihren Schuhen zusammen – ihr wollt mehr wissen? Selbst hinfliegen und gucken – am besten mit Berge & Meer! (Genug der Werbung, die Azoren sind wirklich lohnenswert und das ist schon unsere dritte Fernreise mit dem Veranstalter. Nichts, was irgendwie nicht geklappt hätte oder Anlass zu Beschwerden gab.)

Nach dem Aufstieg hat unser Auto „Durst“ und wir auch, also talwärts nach Capelas, einem alten Walfängerhafen, der uns sehr beeindruckt. Durch das Walfangverbot haben hunderte Fischer mitsamt ihnen Familien ihre Existenzgrundlage verloren, viele von ihnen sind nach Kanada und USA ausgewandert. Wir umrunden den Inselvulkan weiträumig an der Küste entlang und kommen so – mit vielen Fotostopps- in Mosteiros an. Die Felsen im Meer, einem Kloster und drei Mönchen stark ähnelnd, beeindrucken uns schon, aber noch mehr der Wellengang an der Küste. Riesige weiße Brecher in strahlender Sonne vor azurblauem Himmel, das ist schon ein Schauspiel…

Wir „krabbeln“ den Berg wieder hinauf, werfen einen letzten Blick auf die Kraterseen und fahren Richtung Hotel zurück. Unterwegs halten wir in Ponta Delgada an, wir erkundigen uns nach der Walbeobachtungsfahrt morgen. Leider müssen wir umbuchen auf Dienstag - auch für morgen ist Sturm und Wellengang gemeldet, man rechnet mit Wellen bis 5 m Höhe!

Es gibt noch ein kleines Abendbrot in einen örtlichen Lokal von Agua de Pau, einen Absacker an der Bar und dann wird geblogt – wird auch, aber während eines Windows Updates stürzt das Netbook ab und alles ist weg! Gut, dass wir so vieles auf Foto und innerer Festplatte gespeichert haben!

Gute Nacht also, morgen früh dasselbe nochmal, für euch und uns!

10. Tag: Kraxeln, Schlemmen, Baden

Der Tag beginnt heute morgen zeitig – ich muss ja noch den Blog von gestern schreiben! Da kam plötzlich mittendrin ein Windows Update und alles war weg, auch meine Lust, nochmal von vorn zu beginnen.

Zur Konzession des frühen Aufstehens im Urlaub kommt noch die Bereitwilligkeit, meine Frau bei einer „Besichtigung“ (ha!, Besichtigung!) der örtlichen Keramikmanufaktur in Lagoa, dem Nachbarort, zu begleiten. Sehr interessant, die Firma wird in fünfter Generation geführt und alles ist nostalgisch wie anno dunnemals, das Büro möchte man fast als „Contor“ bezeichnen.

Wir werden vom Seniorchef empfangen, der gerade auf Inspektionsrundgang ist, wenigstens 80 Lenze erlebt hat und perfekt Englisch spricht. Sehr nett: er weist uns den Weg zur Produktion, nicht zum Shop! Wir dürfen alles besichtigen, wenig anfassen, aber mit den Arbeiterinnen sprechen, fragen… und erst danach führt uns unser Weg (natürlich ganz zufällig) in den Fabrikladen, wo meine Frau eine Käsedose aus Keramik, handbemalt, ersteht. Welch ein Glück aber auch, wo in unserem Haushalt so etwas doch schon immer gefehlt hat und wir in den letzten 20 Jahren Käse immer gleich vor’m Supermarkt essen mussten – hatten ja keine Käsedose aus Keramik, handbemalt, zuhause…

Meine Frau besänftigt mich und ich darf zur Belohnung mal wieder Richtung Osten fahren. Wir kommen an einem etwas abenteuerlichen Abzweig in einer Kurve vorbei und nehmen diesen auch – es geht zum Lagoa do Congro, einem Kratersee in einem ursprünglichen, azoreanischem Urwald. Kurze Wanderung auf matschigen und abschüssigen Wegen – mit einer Machete freigehauen von allem, was stört, darunter Pflanzen, die bei uns jeden Gärtner begeistern würden! Trotzdem ein herrliches Fleckchen, als wir unten im Krater angekommen sind. Leider stört der schweißtreibende Aufstieg dann doch etwas.

Unser Auto übersteht den Rückweg trotz Gegenverkehrs auf dem Feldweg (aber es sieht aus…!) und wir fahren weiter (der geneigte Leser ahnt es bereits!) in Richtung der heißen Quellen von Furnas. Dort erwartet uns ein etwas exotisches kleines Café mit zwei historischen Badewannen von vor hundert Jahren, in denen heute kleine Doktorfischchen schwimmen; solche, die angeblich lose Hautpartikel abknabbern. Das bekommen wir aber erst nachträglich mit, vorher gibt es echt leckeren Kuchen, der auf einer Platte angerichtet ist, welche vorher mit einer Hortensie bemalt wurde - und zwar mit Schokolade! Hausgemachter Blütentee aus Vulkanquellenwasser und Blüten vom Bachufer… na ja, war halt etwas Exotisches.

Die Zeit rückt langsam vor und wir beeilen uns, in den Parque Terra Nostra zu kommen, eine künstlerisch angelegte Gartenlandschaft mit Thermalbecken, die Pflanzensammlungen aus aller Welt beherbergt, Kamelien, Farne, Bromelien, endemische Bäume und Sträucher… Es gibt viel zu sehen, auch wenn die beste (Blüte-)Zeit im Jahr schon vorüber ist. Eine gute Stunde spazieren und staunen und danach ab ins Wasser. Die Badesachen bekommen wir nie wieder sauber oder weiß jemand, wie man Rostflecken aus Textilien bekommt?! Die Brühe ist hellbraun, müffelt etwas und dampft, aber es macht Spaß und man kann sich stundenlang darin aufhalten.

Wieder im Hotel angekommen, müssen wir lange an uns „arbeiten“, bevor wir dinnerfertig aussehen und uns unter Leute wagen können. Was es heute gibt? Klar doch, wir fahren an den Hafen! Blaumaul (Rockfish) und Barracuda müssen schon am Grill auf uns gewartet haben. Eigentlich essen wir nur jeden zweiten Tag dort, aber es gibt Gäste, die sind da zwei Wochen lang, jeden Abend! Tolles Essen, verlangt noch nach einem gutem Getränk, aber ich will euch ja noch von unserem Tag berichten…

11. Tag: Was, schon elf Tage vorbei?

Richtig, wir zählen nach und es sind tatsächlich elf Tage. Trotzdem, wir setzen uns nicht unter Druck, auch die letzte Ecke der Insel gesehen haben zu müssen, sondern genießen unsere freie Zeit. Also, auf in den Norden und Margits Tipp, die alte Sprudelfabrik zu besuchen, wollen wir auch umsetzen.

Zuerst gönnen wir unserem Capture, der inzwischen aussieht wie ein „echter“ Offroader (aber auch so klappert!), in Ribeira Grande eine Runde Kärchern. Hilft aber nicht viel, Kuh- und anderer Dreck haften prima. Na, vielleicht nochmal am Urlaubsende mit Bürste…

Die Stadt, wohl die zweitgrößte auf Sao Miguel, sehen wir uns dann aus der Nähe an. Nordküste, eine ganz andere Atmosphäre, obwohl nur gute 20 Straßenkilometer von Agua de Pau entfernt. Rauh, windig, auch „städtischer“. Zufällig (ehrlich!) finden wir ein Geschäft namens „Casa & objects“, das uns in seinen Bann zieht und von einer jungen Azoreanerin geführt wird. Nach endlosem Stöbern finden wir unser Urlaubssouvenir, das wir natürlich nicht verraten – soviel Privatsphäre bleibt! Die Inhaberin, eher Handwerkerin als Künstlerin und umwerfend nett, schenkt uns zum Abschied noch eine Muschel aus ihrer Dekoration und wir verabschieden uns mit dem Versprechen, das Souvenir in unserem Zuhause zu fotografieren und ihr zu senden. Eine nette Begegnung!

Irgendwie treibt es uns immer wieder ans Wasser und wir flanieren in Richtung Atlantikküste. Durch die Gassen der Altstadt, durch die wunderbarerweise immer wieder Autos passen (auch unseres, Margit, trotz Warnung!) schleichen träge Katzen, auch mal ein Hund – ihre Besitzer halten Siesta. Die ist hier heilig, selbst Straßenarbeiter legen die Motorsense beiseite und schlafen längelang in einer Kurve – sind ja in ihrer Neonweste von beiden Seiten gut erkennbar!

Am Strand spüren wir etwas Hunger, noch mehr Durst und stehen plötzlich vor einer „Snackbar – Restaurante“ namens „Let it be“. Kommt uns bekannt vor, wurde in einem Reiseportal hoch gelobt, der Verfasser hat dort sogar mehrfach gegessen. Aha, muss was Gutes sein. Dachten wir! Es war nur die Snackbar mit ihren Resopaltischen und Plastikstühlen geöffnet (naja, Nachsaison), aber wir bekamen eine richtig gute Fischsuppe – nicht aus Köpfen und Schwänzen, sondern aus FISCH, wie es sich gehört.

Lustig der Ausschank von Aquadente (portugiesisch „Feuerwasser“ zwischen 38 und 54 %o). Ich bestelle zwei, der Kellner bringt ein volles Weißweinglas! Ich (im Glauben, zwei in einem Glas): nein, nein, zwei, bitte! Der Kellner zieht ab, kommt wieder – mit einem zweiten vollen Weinglas! Let it be = lass es sein. Der Name des Hauses ist zugleich Ratschlag an die geschätzte Kundschaft für normalen Alkoholkonsum! Wir bauen den Fusel ab, so gut es geht und ziehen weiter, in polizeiarme Gegenden, mit Caldeiras in den Bergen beginnen wir. Wohl ein ehemaliger Thermalbadeort , heute leider töter als tot. Das örtliche Lokal wirbt mit Cuzido auf Bestellung, in den heißen Quellen geschmorter Eintopf. Wir sehen einen Bus voller Touristen um die „Kochstelle“ stehen und verzichten. Das Badehaus wird angeblich renoviert, die Quelle verfällt. Was blieb, ist der Schwefelwasserstoffgeruch und zwei hungrig mauzende Katzen…

Unsere Reiseleiterin hat uns den Ausflug nach Lombadas empfohlen. Na klar, machen wir! Über Stock und Stein (armer Capture!) klettern wir noch höher und kommen in ein verlassenes Tal mit einer verlassenen Fabrik aus einer verlassenen Epoche. Heute nur noch Ruine, lieferte die Fabrik früher das beste Mineralwasser bis nach Lissabon. 1999 holte sich die Natur das Tal nach einem heftigen Hochwasser wieder… und ist traumhaft schön mit ihren Pflanzen in der Lavalandschaft.

Wir fahren im Regen zurück ins Hotel, freuen uns über einen wundervollen Tag mit vielen Erlebnissen und essen zum Abendbrot – natürlich! – gegrillten Tintenfisch mit Kartoffeln in Olivenöl und Omelett mit Pommes frites und Salat. Ein schönes Tagesende!

12. Tag: Besuch bei Maria und Bambi

Unser Urlaub neigt sich irgendwie dem Ende zu und obwohl wir es nicht möchten, denken wir doch schon öfter mal an unser Zuhause in Deutschland. Was uns aber nicht davon abhält, alles was schön sein könnte, „mitzunehmen“.

So nutzen wir am heutigen Sonntag das schöne Wetter und machen erst einen Rundgang durch das parkähnliche Hotelresort, sehen Eidechsen über die Lavasteinmauern huschen und an Feigen in den Bäumen knabbern, finden das Wasser im Pool, obwohl unbeheizt, absolut nicht zu kalt (drin waren wir trotzdem noch nicht – keine Zeit!) und finden unseren Adlerhorst, sprich Hotelzimmer, im wahrsten Sinne des Wortes „Spitze“.

Wir sitzen ein wenig in der Sonne und schmieden Pläne für die letzten Tage. Trocken natürlich, denn auf den Azoren gilt zwar die 0,5 Promille-Grenze, aber beim Unfall mit 0,3 rückt der Führerschein schon in weitere Ferne…!

Wir fahren also nach Vila Franca do Campo, unseren Nachbarort. Beim Durchfahren haben wir schon öfter eine hübsche Kirche am Berghang gesehen, aber noch nie aus der Nähe. Also hin! Die „Igreja Nossa Senhora da Paz“ ist eine Wallfahrtskirche inmitten grüner Berghänge. Die symmetrische Aufgangstreppe ist auf den Azoren einmalig, auf dem portugiesischen Festland jedoch öfter mal anzutreffen. Jede Etage ihres Aufgangs ist geschmückt mit Azulejos, weiß-blauen Fliesenbildern, die Szenen aus dem Marienleben darstellen. Oben an der Kirche werden wir mit einem Wahnsinnsausblick über die Stadt und das Meer belohnt – und mit einer visuellen „Wettervorschau“! Die Regenjacke kommt prompt in Einsatz.

Wieder unten angelangt, spüren wir plötzlich Hunger und schlendern am Hafen entlang, in der Hoffnung auf ein bestimmtes Lokal. Finden wir natürlich und es gibt auch noch zwei Portionen Papageifisch, der wegen seines schnabelartigen Maules so heißt und nicht etwa wegen der Federn! Der Wirt hat auch noch – was Wunder in Vila Franca do Campo! – die örtliche Spezialität: Queijadas da Vila Franca. Hausgemachter Frischkäse von der Kuh, Mehl, Butter, Zucker und viel Eigelb sind die Zutaten für die winzigen Käseküchlein, auf die die ganze Stadt stolz zu sein scheint.

So, der Nachmittag ist inzwischen fortgeschritten und wir steuern unser für heute letztes Ziel an: den Pinhal da Paz, einen Freizeitpark im wörtlichen Sinn, nördlich von Ponta Delgada. Er wurde vor hundert Jahren von einem Großgrundbesitzer angelegt in Form von Pflanzungen verschiedener exotischer Bäume, seit 1988 aber von der Regierung erweitert und neu gestaltet. Wanderwege führen durch ca. 50 ha, Spiel- und Grillplätze laden zum Verweilen ein sowie ein Fitness-Parcours.

Wir wandern ein wenig durch den Park und treffen „Bambi“ mit Kind und Gatten in Gestalt einer Damwild-Familie, leider in einem sehr großzügigen Gehege, aber immerhin! Auf alle Fälle haben es die Drei besser als ihre kleinen Pelzkollegen, die Kaninchen. Sonntags scheint hier das große Halali geblasen zu werden, denn in der Stadt treffen wir drei, vier Pickups mit je einer Meute Hunde und ca. 20 erlegten Mümmelmännern an der Verplankung aufgereiht. Macht bei 4 Wagen rund 80 erlegte Karnickel, da gibt es mal etwas anderes als Fisch für die Einheimischen!

Zurück in den Park: Geöffnet hat er „domingos“/ sonntags bis 18.00 Uhr. Azorenuhren gehen aber zum Feierabend schneller, denn um 17.35 Uhr war das Tor, hinter dem wir (offiziell, aber dummerweise!) geparkt haben – zu! Kurzer Schreck, aber nach ein paar Minuten kam ein netter Parkranger, der uns per Knopfdruck hinausließ. Ansonsten hätten wir uns wohl mit Bambi das Heu teilen müssen.

Über Ponta Delgada fahren wir zurück ins Hotel; wie den ganzen Tag über, so auch jetzt immer wieder mit Regeneinlagen. Das Schöne daran ist, man kann ruhig mal nass werden – trocken ist man im Nu und es dauert niemals richtig lange, eben Schauerwetter. Und das Hotel ist gemütlich…

13. Tag: Azorenwetter

Also, was soll denn das? Dass die Azoren Europas Wetterschmiede sind, wissen wir ja – erleben wollten wir es nicht unbedingt! Seit heute Nacht heult uns der Sturm um die Ecken, dass alle Türen klappern und dazu regnet es wenig, aber durchdringend und der Sturm treibt richtige Wasserwolken vor sich her.

Zur Erinnerung: morgen früh Whale Watching… ha-ha! Wir frühstücken erst mal lange und ziehen uns aufs Zimmer zurück, noch ein wenig faulenzen, dabei lugt sogar die Sonne ab und zu durch die Wolken – bevor die nächste Dusche herunterkommt.

Eigentlich sind wir ja auf einer Reise, die wir so gar nicht wollten. Wie das? Ganz einfach – dank meiner Schusseligkeit! Und das ging so: Erst kam der B&M-Katalog ins Haus – mit dieser Reise. Tolles Angebot, Sao Miguel mit Mietwagen, gemerkt. Dann – beim Stöbern im Internetangebot von B&M noch eine Reise gefunden, ebenfalls Azoren, sogar zwei Inseln, noch etwas preisgünstiger, aber kein Mietwagen, auch gemerkt. Wir entschieden uns für die zwei Inseln…

Ich hatte mir BEIDE Buchungsnummern notiert, allerdings während der telefonischen Buchung prompt die falsche angegeben!!! Haben wir aber erst gemerkt, als die (wegen der Sonderregelung für den Flug) unwiderrufliche Buchungsbestätigung kam. Somit hatten wir einen tollen Urlaub mit nur einer Destination, aber mit Mietwagen (den wir nicht wollten) für einen höheren Preis ergattert!

Im Nachhinein sind wir froh, dass alles so gekommen ist, denn eine Woche wäre für Sao Miguel wäre zu kurz und ohne Auto wären wir verraten und verkauft! Merke: Bevor ich künftig ein Hotel buche, UNBEDINGT gründlichst die Lage checken! Wenn so abgelegen, ist ein Auto Pflicht, wenn man etwas sehen möchte!

Der Regen hat aufgehört – fürs Erste! Also Gummijacke schnappen und los, auf nach Ponta Delgada und ins Whale Watching Office. Wie wird das Wetter morgen, können wir raus? Nein, können wir nicht, Sturm bis 77 km/h und hohe Wellen – tschüss Wale, Delfine und Kollegen! Schwimmt weiter, lasst euch nicht begaffen und macht euer Ding da draußen weiter! Und passt auf die Netze auf, in denen eure Thunfischfreunde landen… Sie sind die nächsten.

Was nun, es ist früher Nachmittag und wir haben nichts vor… also fahren wir in „Blaue“. Wir landen in der Queijada-Fabrik in Vila Franca do Campo, erstehen Mitbringsel. Aber sooo süß, diese Käseküchlein! Der weitere Weg führt uns nach Furnas, ins (Margit, Achtung!) Quellenbad. Wir stehen vorm Bad und es schüttet aus Eimern, was uns nicht hindert, ins heiße Nass zu hüpfen. Herrlich, so ein heißes Bad im kalten Regen!

Den Abend wollen wir mit einem letzten Essen in unserem Lieblingsfischlokal beschließen – und sind die einzigen Gäste! Wir dinieren ausgiebig und bekommen als Zugabe ein langes Gespräch mit dem Koch, toller Erzähler! Im Ergebnis verabreden wir uns für morgen auf eine spezielle einheimische Delikatesse – Vorfreude meinerseits garantiert, meine Frau sieht es mit „gespannter Erwartung“!

Also dann, liebe Leser, freut euch mit mir!
Bis morgen.

14. Tag: Der letzte „volle“ Urlaubstag

... wird von uns nochmal richtig genossen, haben wir beschlossen. Wer weiß schon, ob und wann wir jemals wieder hierher kommen… Für heute haben wir gleich zwei Einladungen bekommen, die wir auch gern nutzen.

In diesen Tagen haben wir einige, sogar viele nette Menschen kennengelernt, aber auf diese beiden freuen wir uns besonders. Nachdem wir uns auf der Fahrt ein kleines Gastgeschenk besorgt haben, geht es zuerst in Richtung Westen, in die Nähe von Ginetes. Bei Ferraria gibt es heiße Quellen im Meer, die eine Badebucht „aufheizen“, bei Flut auf 18,1°C, bei Ebbe auf ganze 28,1 °C! Wer kann bei diesen Temperaturen schon im Atlantik baden?! Wir heute jedenfalls nicht, denn das Meer ist viel zu stürmisch und der Wellengang hoch. So belassen wir es beim Bestaunen und Besichtigen und wenden uns dem Leuchtturm und der äußerst imposanten Lavaküste zu, deren zwar unsichtbare, aber doch ständige Bewegung deutlich erkennbar ist.

Die Zeit rückt voran und wir treffen uns mit unserem Gastgeber, einem deutschen Auswanderer und seiner Freundin (und seinem Hunden, Katzen, Hühnern…). Sie zeigen uns ein fantastisches Zuhause mit Blick auf den Atlantik (Panoramafenster Westseite, Blickrichtung Sonnenuntergang), ihren exotischen Obstgarten und ihre Tiere – allen voran „Bärchen“, die Katze und Hausherrin. Es gibt 1A hausgebackenen Kuchen und einen unbezahlbaren Blick über das Meer, so merken wir bei dem interessanten Gespräch gar nicht, wie die Zeit verfliegt. Sehr wohl haben wir aber die Freundlichkeit und wohltuende Offenherzigkeit gespürt, die uns entgegenschlug. Wir danken Bärchen und seinem „Personal“ (wir hoffen, ihr lest diese Zeilen und fühlt euch angesprochen!) ganz herzlich für die schönen Stunden und wünschen Euch alles Glück der Welt! Ich glaube, wir haben neue Freunde gefunden.

Es ist schon fast Abend und wir fahren ein letztes Mal Richtung Osten nach Aqua de Pau zum Abendessen. Nachdem uns gestern der Fischkoch unseres Lieblingslokals am Hafen zur Küchenbesichtigung eingeladen hat, folgen wir gern und finden uns ein – leider gibt es aufgrund des Wetters keine frischen Muscheln, aber leckere Gambas und für mich wieder einmal Barracuda und Oktopussalat. Hat nichts mit dem Octopussy von James Bond zu tun, sondern ist eine leckere Vorspeise aus Körper und Fangarmen des gewöhnlichen Kraken. Ich schwelge wieder einmal…!

Krönung des Abendessens: Kellner und Koch laden uns ins Allerheiligste, die Küche, ein. Unvorstellbar, was die Leute dort leisten: auf ca. 12 m2 bereiten sie bis zu 250 äußerst schmackhafte Fischgerichte pro Tag zu - im Akkord! Wir versprechen wiederzukommen – falls wir irgendwann einmal nach Sao Miguel wiederkommen, trinken einen Brombeerlikör auf Kosten des Hauses und verabschieden uns, vielleicht für immer.

Unser Urlaub ist fast zuende, großzügig zählen wir die Heimfahrt mit und packen jetzt die Koffer. Und zwar diskret und allein – gute Nacht, Freunde, bis morgen!

15. Tag: Die Heimreise

Vorbei, die schöne Zeit auf den Azoren. Wir starten nach einem Frühstück, das uns heute gar nicht recht schmecken will, in Richtung Deutschland. Das Wetter will es uns wohl etwas leichter machen und zeigt sich kein bisschen sonnig. Also verabschieden wir uns vom Personal kurz und herzlich und fahren Richtung Airport Ponta Delgada.

Die Mietwagenabgabe verläuft problemlos und erfreulicherweise ohne Zusatzkosten – das Auto war wirklich einer Reinigung wert…! In der Halle treffen wir unsere Reiseleiterin Margit, der wir noch einmal für ihre Bemühungen und die gute Betreuung danken – an der Flugverspätung von 45 Minuten kann sie leider auch nichts ändern. Zeit für ein letztes Azorenbier im Transitraum und dann geht es los – via Düsseldorf nach Berlin.

Wir hoffen, dass alles andere flugplangerecht verläuft und wir am letzten Tag genauso unbeschwert sein können wie am ersten.

Danke, liebe Blogleser, dass ihr mit uns auf die Reise gegangen seid, mit uns die Insel Sao Miguel ein wenig erkundet habt, mit uns schöne Ausblicke genossen habt! Und wenn euch etwas nicht gefallen hat – nun ja, ich bin kein Profi im Schreiben und auch kein Berufsfotograf.

Trotzdem hoffe ich, euch ein wenig Geschmack auf diese schöne Insel gemacht zu haben, man kann dort prima wandern, nette Leute kennenlernen, hervorragenden Fisch essen, saubere Luft inhalieren und – in den heißen Quellen von Furnas baden!

Fliegt doch mal hin, vielleicht sogar mit Berge & Meer, wir haben unser nächstes Ziel schon im Blick…